Mittwoch, 25. Dezember 2013

Ich wandere ja so gerne...

...nein, nicht nur am Rennsteig durch das Land, sondern in Neuseeland. Nach dem Milford Track hatten wir wohl immer noch nicht genug, denn jetzt waren wir so richtig im Wanderfieber! Ist hier ja auch Nationalsport. Wir machten also jeden (und den ganzen) Tag nichts anderes als Wandern. Zuerst ging es nach Queenstown, wo wir uns mit dem berühmten Fergburger für die nächsten Tracks stärkten. Dann bestiegen wir den Ben Lomond (mit wunderschönem Blick auf Queenstown), und in Wanaka ging es zum Rob Roy Gletscher. Einen Track möchte ich jedoch ganz besonders hervor heben: Der Copland Track an der Westküste der Südinsel. Drei Deutsche meinten, er sei nicht so überlaufen und noch viel schöner als der Milford Track. Ein Trampelpfad führt quer durch den Regenwald 18 km bergauf auf eine Hütte. Dort schläft man eine Nacht und wandert am nächsten Tag die 18 km wieder zurück. Klingt etwas langweilig, ist aber das Gegenteil: denn neben der Hütte warten natürliche, 40 Grad heiße Quellen. Dafür nehme ich doch gerne die Qualen einer 18km bergauf-Wanderung in Kauf. Heiße Quellen! Was die Deutschen nicht erwähnt hatten (aber die Broschüre): Bei Regen sollte man die Wanderung nicht antreten, denn der ganze Weg verwandelt sich in einen Mix aus Wasserfall und reißendem Fluss. Von Erdrutschen ganz zu schweigen. Die Wettervorhersage versprach nichts Gutes, aber die sorglosen Mitarbeiter im Infozentrum bestärkten uns, wir sollen den Track ruhig laufen. Gesagt, getan! Tag 1 war dann sogar ganz ok: Ab und zu leichter Regen, Matsch, kleine Flussdurchquerungen und über Felsen klettern. Aber ich meine, hey, heiße Quellen! Und als wir nachts unterm Sternenhimmel im heißen Wasser relaxten, waren die ganzen Strapazen schnell vergessen. Doch plötzlich nahm das Unheil seinen Lauf. Es fing an zu regnen, aber heftig. Und es hörte die ganze Nacht nicht auf. Am Morgen teilte uns der Ranger auf der Hütte mit, dass der Weg geschlossen wurde, und aufgrund Überflutung/ Erdrutschgefahr keine Menschen mehr auf den Track gelassen werden. Uns blieben zwei Möglichkeiten: entweder sofort, und so schnell wie möglich, den Abstieg antreten, oder ein paar Tage auf der Hütte ausharren und warten, bis sich der Regen gelegt hatte. Aufgrund fehlender Zeit und Verpflegung entschieden wir uns für Ersteres. Und das hatte es richtig in sich. Was am Tag zuvor kleine Bäche waren, hatte sich zu breiten Flüssen verwandelt. Die glitschigen Felsen waren wie Wasserrutschen. Klitschnass und erschöpft kamen wir nach mehreren Stunden endlich unten an. Nur noch ein letzter (ziemlich stark gestiegener) Fluss trennte uns vom Parkplatz. Eine Brücke gab es nicht, dafür aber einen Umweg von einer Stunde. Das war uns einfach zuviel. Nass waren wir sowieso schon. Also liefen wir einfach gerade aus mitten durch den Fluss (der mir bis unters Knie ging, und hätte Robert mich nicht eingehakt, hätte mich der Fluss doch glatt umgerissen). Jetzt lachen wir darüber, aber in dem Moment waren wir einfach nur fertig. Und froh, als wir endlich im warmen Motel eingecheckt hatten.








Queenstown von oben.

unser Ziel: der Ben Lomond.




Endlich geschafft.
Bier und Schnaps auf dem Gipfel.







Wanderung zum Rob Roy Gletscher.









Das Unheil nimmt seinen Lauf: Start des Copland Tracks.

Da war der Fluss noch klein.








Pause auf halbem Weg in der Schutzhütte.










Heiße Quellen.




Natürliche Wasserrutsche.